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Die Macht der Gedanken


Vom Einfluss unserer Gedanken auf unser Leben

von Antje Möller, Chemnitz, Therapeutische Seelsorgerin


Im Sommer letzten Jahres war ich mit Irmgard Ott und meinem zweieinhalbjährigen Sohn zu einem Sparziergang unterwegs. Es war in einer Zeit, in der ich mich nicht so gut fühlte. Nach einem Umzug war die Frage des Angenommenseins in der neuen Gemeinde noch nicht geklärt und ich war unzufrieden mit mir und meinem Tun.

Da lief meinem Sohn die Nase und ich suchte ein allen Taschen nach einem Taschentuch, fand aber keines. In mir klang es: 'Na also, nicht einmal an ein Taschentuch kann ich denken' und ich sagte: „Ich bin eben eine schlechte Hausfrau!“ Darauf entgegnete Irmgard: „Weshalb sagst du dir das? Willst du es am Ende selbst noch glauben?“

Diese Episode hat mich hellhörig gemacht und in mir eine Auseinandersetzung in Gang gesetzt zu dem Thema 'Was rede ich mir ein?' Hilfreich war mir dabei u. a., als ich in Anselm Grüns Buch 'Einreden' las, wie er sich damit auseinandergesetzt hat und welche Lösungsansätze er durch den Glauben an Gottes Verheißungen sieht. So erkennt er, dass wir nicht zuerst alle unsere Schwächen ablegen müssen, sondern dass das neue Denken vom Glauben her mitten in unserer Schwachheit aufstrahlen kann.

Betrachten wir uns dies Schritt um Schritt:

Unser Denken, Fühlen und Handeln sind eine Einheit. So wie ein Mensch in seinem Herzen denkt, so ist sein Lebensmotto, so sind die Gefühle, die er in Worte fasst und nach denen er lebt. Es ist also nicht unwichtig, welche Sätze wir uns vorsagen oder ausdenken. Sind es Sätze wie: „Gott liebt mich so, wie ich bin“ können sie mir Kraft, Mut und inneren Schwung geben. Sind es aber Gedanken wie: „Das werde ich wohl nie schaffen!“ dann können Lähmung, ein Festhalten an negativen Stimmung und Selbstmitleid die Folge sein.

Aus unserer inneren Haltung heraus formulieren wir diese Sätze. Da wir die Folgen unserer Sätze erleben, bestätigt dies die wiederum unsere Haltung. Wenn wir nun spüren, dass bei uns Schwierigkeiten durch unser Denken, Fühlen oder Handeln auftreten, lohnt es sich, sich mit den Gedanken zu beschäftigen, denn wir können letzten Endes entscheiden, welche Sätze unser Leben bestimmen.

Die Macht der Gedanken

In meinem Beispiel spürte Irmgard, dass ich erst in der Gefahr stand, mir da etwas einzureden. Ich war nicht wirklich überzeugt davon, eine schlechte Hausfrau zu sein. 'Einreden' sind auch meist unkonkret und ohne Beweis. Die Tatsache, ein Taschentuch vergessen zu haben, ist ein konkretes Versäumnis und noch kein Beweis dafür, dass ich eine schlechte Hausfrau bin. Vielmehr entstand diese Aussage aus einer Resignation heraus. In dem Satz tritt diese innere Haltung zutage und dazu noch die Botschaft an den anderen: „Von mir kannst Du nicht viel verlangen!“

Negative Einreden sind vor allem verurteilend, abwertend und anklagend. Sie treffen den ganzen Menschen und halten ihn gefangen. Die Folgen sind oft Resignation und Ärger, Beziehungsunfähigkeit und das Festhalten an negativer Stimmung.

Da kommt die Frage: „Wie viel Raum will ich diesen Dingen geben?“ Nüchtern betrachtet natürlich keinen. Aber es ist nicht so leicht, dem negativen Einreden zu entsagen! Trotz allem Preis, den ich zahle, habe ich dabei auch einen 'Gewinn', nämlich den, dass ich so bleiben kann wie ich bin. Halte ich mich beispielsweise für unfähig, werde ich 'dafür sorgen' auch keine Verantwortung übernehmen zu müssen.

Wie kann nun dieser Kreislauf, der beispielsweise von einer resignierten Haltung geprägt ist, durchbrochen werden?


Ein neuer Gedankenkreislauf

In der Seelsorge wird deutlich, dass einem Ratsuchenden mitunter nur geholfen werden kann, wenn der Seelsorger 'nicht ins System einsteigt' oder anders ausgedrückt: ihm zum Ausstieg aus dem Denken verhilft. Ein neuer 'Kreislauf' wird gebraucht. Ich kann umkehren und bewusst umdenken lernen.

Bin ich bereit, mein altes Denken loszulassen und das Wagnis eines erneuerten Denkens einzugehen? Bin ich bereit, dem Wagnis des Glaubens in mir Raum zu geben? Gott sagt in Jeremia 31,3b: „Ja, mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt; darum habe ich dir meine Güte bewahrt.“ Kann ich das für mich annehmen? Bin ich bereit trotz allen Schmerzes, den ich über meiner Situation, meinem Leben empfinde, von dieser etwas Güte zu erkennen?

Inmitten der am Anfang geschilderten Situation, in der ich gefühlsmäßig meinen Platz noch nicht gefunden zu haben schien, wurde ich durch einen neuen Gedanken in einer Predigt angesprochen: „Du wirst einmal nicht danach gefragt werden, was du vorzuweisen hast an Stellung, Ansehen und Abschlüssen, sondern danach, ob du den Platz eingenommen hast, der für dich bestimmt ist.“ Die Unzufriedenheit löste sich auf und ich konnte meine Situation bejahen, weil die Berufung 'Anerkennung' für mich war und ist.

Auch wenn zunächst nichts oder nicht viel von Veränderung zu spüren ist: in dem Vertrauen, dass es stimmt, tue ich so als ob es stimmt und handle danach. Das ist die Veränderung. Erst wenn der Veränderung des Handelns eine Änderung der Haltung vorausgegangen ist, ist die Heilung im Gange.

Ganzheitliche Heilung setzt dort ein, wo das Wagnis des Glaubens eingegangen wird. Ein Wagnis deshalb, weil ich noch nicht den Beweis habe, dass es gut geht. Ich vertraue jedoch ich auf GOTTES Verheißungen und setze all meine Hoffnung auf deren Gültigkeit.


Antje Möller
Therapeutische Seelsorgerin und Heilkundliche Psychotherapeutin (HPG).
Sie lebt mit ihrer Familie in Chemnitz.
el shalom Freundesbrief Mai 2001


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