Ein steiniger Weg


Erfahrungsbericht aus der Beratungsarbeit


Im November 2017 brach für mich ein Stück heile Welt zusammen.
Mein Mann hatte innerhalb kurzer Zeit zwei für mich zuerst unerklärliche Anfälle. Ganz plötzlich wich alles Leben aus ihm. Innerlich ratterte ich die Rettungskette ab, was für mich als Krankenschwester durchaus vertraut und in diesem Moment dennoch herausfordernd war: „Okay, ich habe nun drei Minuten Zeit, bis das Hirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wird. Hiiiiilfe, was mache ich jetzt zuerst?“    

„Hier ist nichts in Ordnung!“

Es war spät am Abend. Ich war allein. Also gut: Notruf absetzen, dann meinen Mann vom Sofa schmeißen und loslegen … Wie oft drücken? Wie oft pusten? Ich glaube 30/2 ist die Regel. In meiner Not schlug ich meinem Mann noch auf den Brustkorb, nachdem ich das Telefon geholt hatte. Wie durch ein Wunder kam er zu sich. Er sah meinen entsetzten Blick und meinte: „Es ist alles in Ordnung.“ Meine Antwort darauf war: „Hier ist gar nichts in Ordnung!!!“
Alles Mögliche ging mir durch den Kopf: Was war das? Herz? Hirn? Lunge?
In den folgenden Wochen beschäftigten mich viele Fragen: „Sitze ich nun bald allein mit meinen drei kleinen Kindern da? Oh man, das Haus mit seinen vielen Schulden … Was wird dann aus uns ... aus mir?“
In mir machte sich Leere und Einsamkeit breit. Und so wie mein Inneres tief erschüttert wurde, begann auch meine äußere Welt zu bröckeln: „Was ist denn wirklich echt? Auch oder gerade in meiner frommen Subkultur?“ Ich fühlte mich ganz verlassen. „Wer hält denn zu mir? Wofür mache ich all das hier?“
Mit diesen Gedanken rief ich Frau Ott an: „Ich weiß nicht mehr weiter, ich brauche einen Impuls von außen … Haben Sie Zeit für mich?“
Sie hatte Zeit und begleitete mich.

Tiefe Erkenntnis

In der Rückschau war es ein sehr steiniger Weg. Manch schwerer Brocken versperrte mir die Sicht nach vorn. Zwei harte Jahre innerer Arbeit liegen hinter mir.
Ich habe die „Steine“ meines Lebensweges angeschaut und aussortiert. Ganz neu habe ich erfahren, dass mich mein VATER IM HIMMEL unendlich liebt. ER hat einen Platz für mich auf SEINEM Schoß - immer - bei jedem Gefühl und allem, was mich bewegt. Ganz nah an SEINEM Herzen habe ich mein Leben analysiert. Ich habe mit IHM gerungen, gekämpft und mich still in den Arm nehmen lassen, in SEINER Liebe und Gnade gebadet. In vielen, auch altbekannten, Bibelworten hat GOTT mir tiefere Erkenntnis über SICH und diese Welt offenbart. In all meinem Schmerz, in allem Verlust war JESUS immer da.

Mahnmale am Wegesrand

Mittlerweile sind die „Steine“ weitestgehend sortiert. Ich bin versöhnt mit mir, meiner Geschichte und den Menschen um mich her. Es ist nicht alles gelöst. Das muss es auch nicht. Hier und dort sind Steine, die sich im Moment nicht bewegen lassen. Das will ich akzeptieren lernen. Vielleicht sind sie Mahnmale am Wegesrand?
Und was mache ich mit den vielen aussortierten Steinen? Soll ich sie vergessen und wegschmeißen? Aber sie haben mir doch so viel Mühe bereitet!

Mir kommt ein alttestamentliches Bild in den Sinn: Ein aus Steinen gebauter Altar. Genau! Das mache ich! Mit den aussortierten Steinen will ich GOTT einen Altar bauen. Ich will IHM ein Dankopfer darbringen für all SEIN Handeln in meinem Leben. Mein Leben darf mit allem Schönen und Schweren ein Wohlgeruch zu SEINER Ehre sein.
Ach und mein lieber Mann erhielt nach eingehender Diagnostik einen Defibrillator. Ihm geht es gut.

BE