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Gemeinsam bauen


Betreten der Baustelle erwünscht!

„Und das Volk von Juda sprach: die Kraft der Träger ist zu schwach, und der Schutt ist zu viel; wir können an der Mauer nicht weiterbauen.“ (Nehemia 4,4)

Ich hätte nicht in Nehemias Haut stecken wollen. Was für ein Bauprojekt! Die Stadtmauer um Jerusalem wieder aufzurichten und den Mauerring zu schließen ist ja mehr, als mal eine Gartenmauer ausbessern! Gewiß, es geht um die Stadt Jerusalem, auf der die alten Verheißungen Gottes ruhen, es geht um die Sicherheit ihrer Bewohner. Außerdem hat Nehemia deutlich Gottes Führung erlebt. Wie der persische Großkönig ihn zum Statthalter von Judäa ernannt und ihn mit allen Vollmachten ausgestattet hatte – das war schon etwas! Nehemia ist durch die offene Tür schnell und mit einem Stoßgebet auf den Lippen hindurchgegangen. Aber dann entdeckte er, was viele andere nach ihm auch entdeckten: Hinter der von Gott geöffneten Tür wartet viel Arbeit, oft so viel, dass sie sich in weniger als einer Lebenszeit kaum bewältigen lässt. Nehemia hat das anfängliche Risiko des Glaubens nicht gescheut, jetzt aber braucht er die Standfestigkeit des Glaubens.

Was steht dem Aufbau im Wege? Tonnen von Schutt müssen beseitigt werden, damit man überhaupt erst ans Fundament herankommt und eine tragfähige Mauer hochziehen kann. Bauschutt beseitigen ist keine Arbeit, die sich in den Medien wirkungsvoll vermarkten lässt. Und dann hat Nehemia noch zu wenig Mitarbeiter, es reicht hinten und vorne nicht, „die Kraft der Träger ist zu schwach“.

An diese alte Baugeschichte muß ich immer wieder denken, wenn ich die Arbeit von el shalom vor Augen habe. Auch hier geht es darum, dass Schutt beseitigt wird. Nicht Bauschutt, sondern ‚ Lebensschutt', eingestürzte Pläne, Scherbenhaufen menschlicher Beziehungen, Phasen menschlicher Schwachheit. Es hat keinen Sinn, in der Beratung und Begleitung darüber hinwegzugehen. Der kluge Baumeister, von dem Jesus einmal erzählte, „grub tief“, um sein Fundament zu legen (Luk 6,48). Was hier in geduldiger Kleinarbeit geschieht, ist auch sehr unscheinbar und nicht medienwirksam. Und doch ist es notwendig, damit etwas Neues aufgebaut werden kann. Gott hat dieses „Bauprojekt“ el shalom bisher beglaubigt. Und nun soll es auch um ein Bauprojekt im buchstäblichen Sinn gehen: den Ausbau und Umbau des Hauses, damit dort die Arbeit der Beratung und Begleitung auf lange Sicht gut getan werden kann. Auch hier drängen sich die Parallelen zu Nehemias Zeit auf: es sind noch wenige Träger, die das Projekt finanziell mittragen. Die Größe übersteigt menschliche Möglichkeiten. Und doch hat Gott bisher Türen in diese Richtung geöffnet. Offene Türen durchschreiten wir nur im Risiko des Glaubens. Und dann entdecken wir, wie viel Arbeit dahinter noch wartet…

Dass in unserer Generation viele solcher Baustellen entstehen, an denen Menschen im besten Sinne durch die Gnade Gottes wieder „aufgebaut“ werden, scheint mir eine der hoffnungsvollen Zeichen unserer Zeit zu sein. Sie sind aber auch dringend nötig. Ich lade Sie herzlich dazu ein, auch diese Baustelle durch Fürbitte und finanzielle Investition kräftig zu fördern! Vielleicht kennen Sie sogar Menschen, die sich überlegen, wie und wo sie einen Teil ihres Vermögens für die nächste Generation gewinnbringend anlegen können. Hier auf jeden Fall! Und auch ganz praktisch kann man helfen, als Bauhelfer usw.


Dr. Manfred Dreytza ist Dozent im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen (Studienarbeit) und Leiter der Ahldener Bruderschaft. Zusammen mit seiner Frau Marianne gehören sie zum Freundeskreis der Arbeit von el shalom.

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