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Gott führt - auch in der Wüste


Auszüge einer Ansprache von unserem 2. Vorsitzenden Pfarrer Dr. Peter Zimmerling zum 5. Jahrestag von el shalom



Liebe Freunde,

5 Jahre el shalom, das ist ein Anlass, mit Freude zu feiern. Für den Weg von el shalom war von Anfang an ein Bibelwort aus 2. Mose 13, 20-22 wichtig: „Und Israel zog aus von Sukkot und lagerte sich in Etam am Rande der Wüste. Und der Herr zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten. Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.“

Israel erfuhr die Führung Gottes durch Wolken- und Feuersäule in der Wüste . Auch die vergangenen Jahre von el shalom waren eine Form von Wüstenzeit, durch die wir geleitet wurden.

Wüste, das ist nach der Bibel ein geistlich qualifizierter Ort. Im Verlauf der Geschichte der christlichen Kirche haben immer wieder Männer und Frauen die Wüste aufgesucht, um Gott näher zu sein als im kultivierten Land. Auch die ersten Seelsorger und Seelsorgerinnen der Kirche lebten in der Wüste. Es waren die sogenannten Wüstenväter und –mütter in der Einöde Ägyptens, Palästinas und Syriens. Aus diesem Grund lohnt es sich, gerade heute mit Ihnen über die spirituelle Bedeutung der Wüste nachzudenken. Vier Dinge sind mir in diesem Zusammenhang wichtig geworden.

1. Die Wüste ist ein Ort des einfachen und bescheidenen Lebens

Zwar kann man in der Wüste überleben, aber die Lebensbedingungen sind extrem hart. Wasser ist das kostbarste Gut; einfache Fladenbrote schmecken besser als sonst ein opulentes Büfett. Hier ist kein Platz für Luxus! Auch el shalom hat in den vergangenen fünf Jahren das einfache Wirtschaften geübt. Gleichzeitig hat sich das Wort aus 5. Mose 2, 7 bewahrheitet: „Der Herr, dein Gott, ist bei dir gewesen. An nichts hast du Mangel gehabt.“

2. Die Wüste ist ein Ort, wo man sich selbst besser kennen lernt

Alle äußeren Ablenkungen fallen weg. In der Wüste kann man schlecht vor sich selbst weglaufen. Hierin lag ein wichtiger Grund, warum die Wüstenväter und –mütter in der Wüste lebten. Sie waren der Überzeugung, dass die Selbsterkenntnis unerlässliche Voraussetzung der Gotteserkenntnis ist. Das hat el shalom in der Beratungsarbeit schon unendlich häufig erfahren.

3. Die Wüste ist ein Ort der Gottesbegegnung

Jedem von uns werden hierzu biblische Beispiele einfallen. Ich möchte nur an drei erinnern: Mose begegnete Gott in der Wüste in einem brennenden Dornbusch und wurde dort zum Führer des Volkes Israel berufen (2. Mose 3). Johannes der Täufer lebte und wirkte am Jordan in einer Wüstengegend in der Nähe des Toten Meeres (Mt 3). Jesus selbst wurde vor seinem öffentlichen Auftreten vom Geist Gottes in die Wüste geführt, wo ihn der Teufel versuchte. Am Ende der Geschichte heißt es: „Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm (Mt 4, 11).

Weshalb ist die Wüste besonders geeignet, um Gott zu begegnen? Sie ist ein Ort der Stille. Gottes Stimme ist gewöhnlich eine leise Stimme, die im Stimmengewirr des lärmerfüllten Alltags leicht zu überhören ist. In der Wüste treten diese anderen Stimmen zurück, so dass wir uns auf Gottes Stimme konzentrieren können.

4. Die Wüste ist ein Ort des Übergangs

Die Wüste ist noch nicht das Ziel. Israel zog durch die Wüste, um am Ende in das Gelobte Land der Verheißung zu gelangen. Die Wüstenzeiten unseres eigenen Lebens sollen uns den Blick für Gottes Ewigkeit öffnen, auf die wir alle – ob wir es wahrhaben wollen oder nicht – zugehen. Lassen Sie uns auch in Zukunft Menschen zu einem Leben unter dem geöffneten Himmel Gottes einladen ! Das können wir nur, wenn wir selbst durch unser Leben erkennen lassen, dass wir noch unterwegs sind. Lassen Sie uns das nicht vergessen, wenn wir jetzt für el shalom bauen wollen, um bessere äußere Bedingungen für die Arbeit zu bekommen.

Pfarrer Prof. Dr. Peter Zimmerling
Dozent an der Universität Leipzig
12/2003


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